Joa Hug
Replugged Solo-Performance
Ein Mann taucht auf, scheinbar aus einer anderen Zeit, noch nicht ganz angekommen im Hier und Jetzt. Pendelnd zwischen Erinnern und Vergessen in scheinbar absichtsloser Unterwerfung unter den zwanglosen Zwang der Wiederholung, markiert er Etappen der körperlichen Einschreibung und deren Auflösung…. To plug bedeutet «etwas Bewegliches mit etwas Festem verbinden». RE-PLUGGED revidiert diesen Vorgang, spielt mit der Verwischung von Grenzen zwischen Realität und Fiktion. Wird es gelingen, die «INTERZONE», den Raum zwischen dem Persönlichen und Öffentlichen, mit Leben zu füllen, bewohnbar zu machen? Joa Hug arbeitet sich mit pantomimischer Präzision, suggestiver Körper-Erprobung und «Körperwitz» in eine Verselbständigung der Bewegungen und findet überraschend zu einer Erzählung über eine tragisch gescheiterte Freundschaft.
Joa Hug, geb. 1968, studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie. In Amsterdam studierte er von 1998-2002 an der School for New Dance Devel-opment. Er lebt und arbeitet dort als freier Tänzer/Choreograph.
Jochen Sandig
Vortrag
1968 in Esslingen geboren. 1990-93 Studium der Psychologie und Philosophie an der Freien Universität Berlin, Besetzung des ehemaligen Friedrichstrassen-Passagenkaufhauses und Gründung des Kunsthauses Tacheles. 1990-94 Vorstandsvorsitzender und Künstlerischer Leiter (insbesondere des Theaterprogramms) des Tacheles. 1993 Gründung der Tanzcompany Sasha Waltz & Guests gemeinsam mit Sasha Waltz, deren Lebensgefährte, Produzent, Dramaturg er ist. Ab 1996 Gründung und Leitung der sophiensäle. Seit September 1999 ist Jochen Sandig Mitglied der Künstlerischen Leitung und Dramaturg des Tanztheaters an der Schaubühne am Lehniner Platz.
Rosalind Crisp
Raft/Ducktalk Tanzperformance
Die charismatische Choreographin Rosalind Crisp besitzt eine eigentümliche Aura, die den Raum ganz auf die individuellen Möglichkeiten ihres Tanzes hin zu verdichten vermag. Sie improvisiert und kalkuliert zugleich in diesem 2-teiligen, gegenpoligen Solo: Ihre Körpersprache ist musikalisch und sperrig, sie zerlegt, fragmentiert wie in Zeitlupe klassische Tanzfiguren, die jeweils andere Körperregionen animieren und aktivieren und die in intensiven Prozessen körperlicher Selbsterfahrung entwickelt wurden. Ihr Performance-Timing orientiert sich zu minimalen Klangtexturen am jeweils aktuellen Feedback des Publikums. Beide Elemente scheinen wie gegeneinander gepolt. Rosalind studierte Ballett und Zeitgenössischen Tanz an der Victorian Ballet School im Melbourne und Kontakt-Improvisation am European Dance Developtment Centre in Arnheim/Niederlande.
Seit 1989 nahm sie an zahlreichen internationalen Festivals teil, so in Sydney, Vancouver, Berlin, Melbourne, Korea und realisierte mit ihrer Kompanie zahlreiche Performances als Artist in Residence in Australien, Belgien, Deutschland und Frankreich. Sie war Jurymitglied für das Zurich Theatre Spectacle 2003. Ihr Tanzstudio in Sydney, 1996 gegründet, ist eine bedeutende Plattform für zeitgenössischen Tanz und Improvisation in Australien. In Zusammenarbeit mit Didier Thèron/Montpellier, der 2003 bei den TANZTENDENZEN auftrat, entwickelt sie derzeit ein neues Tanzduett.
Gabi Glinz
As if Video/Performance
Handlungen: füttern, pumpen, gehen, liegen, sitzen, streicheln, greifen, schlagen, ordnen, löffeln, kriechen, knicken, aufblasen, zerren, tragen, werfen, drücken, zittern
Gabi Glinz (geb.1956 in Zürich) absolvierte nach einem Ethnologiestudium eine Ausbildung, an der von Maurice Bèjart gegründeten «Mudra Afrique»- Tanzschule in Dakar. Sie machte ethnologische Studien über Tänze und Rituale im Senegal. Sie studierte weiter an verschiedenen Tanz- und Theaterschulen in New York. Seit 1986 arbeitet sie als freischaffende Tänzerin und Choreographin, kreiert Solos und Gruppenperformances. Die meisten Projekte entstehen in Zusammenarbeit mit bildenden KünstlerInnen und MusikerInnen.
Carlos Cortizo
DUNAS Videotanz
Eis und Sand. Zwei Körper, schwarz und weiß, Mann und Frau. Himmel und fließende Räume. Äußerste Lebendigkeit und Urgestein. Das Organische und äußerst Konkrete; schließlich: das Anorganische – die Abstraktion von Raum, Zeit, Bewegung.
Der brasilianische Performance-Künstler inszeniert mit DUNAS einen Film über die Schönheit der Gegensätze. Die Ebenen für ein authentisches Raumgefühl geraten für den Betrachter, Zuschauer, in Irritation. Die Protagonisten behalten, trotz suggestiver Durchdringung von Mensch und Raum, Bodenhaftung. Vermag Bewegung Räume zu verschieben?
Diese Frage ist die Frage nach der Authentizität von Zauberei, und hier ist das Experiment Bewegung im Dialog zweier Körpersprachen eine archaische Erzählung.
Wiltrud Föcking
Bitte walzen Installation/ Ausstellung
Zwischen zwei Walzen steckt ein Körper. Er läuft aus in einen roten Teppich, an dessen Ende ein Griff. Eine Bewegungsprovokation. Was wird geschehen, wenn ich am Griff ziehe? Ein Phantasiespiel der Bewegungen, das sich selbst genügt, das mich selbst dem Objekt gegenüberstellt. Aus der Objektbeschreibung der Künstlerin
Wiltrud Föcking (geb.1966 in Borken/Westf.) absolvierte eine Ausbildung zur Logopädin, bevor sie in Köln und an der Kunst-Akademie Münster studierte. Seit 1993 konnte sie in Einzel- und Gruppenausstellungen ihre Werke zeigen, u.a. in der Orangerie Köln. Bis 1995 war sie Meisterschülerin bei Joachim Bandau und schloß mit dem Akademiebrief ab. 1996 erhielt sie ein Stipendium der Alten Hansestadt Lemgo. 1999 hatte sie einen Lehrauftrag in Örebro, Schweden. Für das Theaterhaus Köln produzierte sie 2001 ein Bühnenbild unter der Regie von Agnes Pollner.
Rosalind Crisp
Zwischen Improvisation und Choreographie Workshop
Im Workshop der australischen Choreographin Rosalind Crisp erfahren die Teilnehmer, wo der Unterschied zwischen Körperarbeit und Improvisation liegt. Die Konzentration richtet sich auf die Entwicklung eines individuellen Bewegungs-Vokabulars. Sehen und Gesehen werden spielen eine nicht unbedeutende Rolle!
Detlev Alexander
SOG Tanzstück
Detlev Alexander (geb.1968 in Lahr/Schwarzw.) absolvierte seine Ausbildung in Stuttgart und in München. Er arbeitete er u.a. mit den Choreographen Heinz Spoerli, Hans van Manen, Jorma Uotinen und William Forsythe. Seit 1989 in der freien Szene tätig, arbeitete er u.a. mit den Choreographen Matthew Bourne (AMP, London/ New York), Jan Pusch, Angela Guerreiro, Martin Stiefermann und Joachim Schlömer. In Berlin entwickelte der Choreograph mehrere eigene Stücke sowie Arbeiten für das Braunschweiger Ballett und die Komische Oper Berlin. 2001 erhielt er die choreographische Auszeichnung des SIWIC (Schweizerischer Weiterbildungskurs in Choreographie).
Antje Pfundtner
«eigenSinn» Solo-Performance
Antje Pfundtner erzählt in ihrem Solo Geschichten, die mit der Dialektik von «innerer» und «äußerer» Wahrnehmung spielen. Der Wunsch, wahrgenommen und verstanden zu werden bis hin zur Eitelkeit, bildet den Impuls für eine radikale und ironisch erfrischende Selbstbefragung. Gleichzeitig erforscht Antje Pfundtner das Medium des Geschichtenerzählens, in dem durch die Mischung tänzerischer und sprachlicher Ausdrucksformen eine unmittelbar sinnliche Wahrnehmung möglich wird.
Antje Pfundtner studierte modernen Tanz an der «Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten». Nach einem Stipendium in New York arbeitete sie in verschiedenen Projekten; zuletzt mit David Hernandez in Brüssel sowie mit der Magpai Production Group in Hamburg. Ihre ersten eigenen Arbeiten «überMutter» und «Das hängt davon ab» wurden bereits auf Kampnagel gezeigt. Im Sommer 2002 war sie Stipendiatin des Wiener DanceWEB. «eigenSinn» ist ihr erstes, abendfüllendes Solo.
Henrik Kaalund
ANIMA Tanzstück
Sieben Figuren werden magisch in die Szenerie zwischen Realität und Unwirklichkeit hineingesogen. Einige der Menschen dieser Gruppe scheinen real, andere dagegen eher gedankliche Projektionen zu sein. Die Frage nach dem Ursprung ihrer Existenz ist nicht eindeutig zu klären. «Anima» bedeutet nach C. G. Jung das Seelenbild der Frau im Unbewussten des Mannes. Sind die wahrgenommenen Geschehnisse Realität, Fiktion, Produkt der Phantasie oder ein Seelenbild der Figuren auf der Bühne? Seit jeher wird Wasser als Quelle allen Lebens begriffen- es symbolisiert hier vielfältig die «Gewässer»der seelischen Innenlandschaft.
Henrik Kaalund (geb. 1967 in Kopenhagen) erhielt seine Tanzausbildung 1986-1989 an der John Cranko Schule in Stuttgart und der David Howard School of Dance in New York. Es folgten eine Reihe von Tanzengagements. Bis heute hat er 15 choreographische Werke geschaffen. Kaalund gewann den 1. Preis beim 16. internationalen Choreographenwettbewerb in Hannover 2002 und den Kritikerpreis für sein Stück «Two to never» in Zusammenarbeit mit Tom Hodgson. Den 2. Preis erhielt Kaalund für sein Stück «So Far» beim New York – Burgos Choreographenwettbewerb und für das Solo «Brother Man» erhielt er den 1. Preis beim Wettbewerb «Das beste Tanzsolo» in Leipzig 2003.
TRAVA
GLEIS NOVI SAD Tanzperformance
«Die Quelle für die Ideen von TRAVA oder das Archiv unserer Inspiration kann man mit einer Filmrolle vergleichen, die unablässig in unseren Körpern Aufnahmen macht. Auf den Negativen werden Bilder, Geräusche, Empfindungen, Gefühle, Atmosphären und Träume gespeichert. Darauf greifen wir zurück. Der Entstehungsprozess eines Stücks lässt sich so veranschaulichen: Chaos -> Ordnung -> Chaos -> Performance. Die treibende Kraft einer Performance ist das Publikum, weil wir erst mit ihm die Dynamik und den Rhythmus unseres Stücks überprüfen können.»
Die Tänzerinnen und Choreographinnen Heini Nukari aus Finnland und Anna Jankowska aus Polen gründeten im Jahre 1998 ihre theatregroup TRAVA. Bis heute entstanden Werke, bei denen sie ausschließlich selbst als Choreographinnen und Tänzerinnen kooperierten. Sie waren Teilnehmerinnen beim «Kalinka-Festival» in Potsdam, in Warschau und Wien, bei den «TanzTendenzen» 2001, sowie überaus erfolgreich auf der «Tanzplattform Deutschland 2002» in Leipzig und beim «Festival Junge Hunde» in Kopenhagen. Sie gewannen kürzlich bei Tanzimpulse Salzburg den 1. Preis im Internationalen Wettbewerb für Zeitgenössischen Tanz.
Mit GLEIS NOVI SAD betreten TRAVA am Theater Vorpommern Neuland, da die Choreographinnen erstmalig nicht für sich, sondern für fremde Tänzerinnen und Tänzer choreographieren, die beim Entstehungsprozess stark eingebunden werden.
Anja Müller
klarsicht
Zwischenmenschliche Verständigung, so die junge Choreographin, ist von Grund auf zum Scheitern verurteilt. Mit klarsicht verfolgt sie einen wahrnehmungstheoretischen Ansatz: es können nicht genug Fragen gestellt werden, die uns den Anderen erschließen. So offenbaren die Tänzer verbale und motorische Lücken im Umgang miteinander. Die Begegnungen, die funktionieren, werden als Schein entlarvt, oberflächlich und wenig sinnvoll. Über Wissenschaft und ihre Erklärungsmodelle führt Anja Müllers Tanzdiskurs zu kleinen Bewegungswundern, zu kleinen Gedanken und Szenensplittern, die als große Fragen an die Welt ins Unendliche führen – oder ins Nichts. Alles löst sich in Stillstand und unendlicher Fortbewegung auf.
Anja Müller (geb.1974 in Berlin) absolvierte ihre Ausbildung an der Tanzakademie balance 1 in Berlin von 1999 bis 2001. Seitdem arbeitet sie als freie Tänzerin und Choreographin. Sie tanzte u.a. für die japanische Company dumb type. Zuletzt war sie in dem Stück von Christoph Winkler he danced his did zu sehen.
REMOTE VERSIONS
Arbeit von Agnès Chekroun, Fabrice Mazliah & Jone San Martin
Remote versions wäre die Erfahrung einer geteilten Frontalität : die der Zuschauer ; einer Bipolarität : die der Interpreten ; einer Zweiteilung : die der Bühne ; eines doppelten Fokus : der des Blicks. Remote versions wäre die Erfahrung einer Trennung : Trennung des Raumes ; Trennung der Körper ; Trennung der Geschlechter ; Trennung des Tanzes. Remote versions wäre die Erfahrung eines Vergessens : Vergessen der Berührung ; Vergessen jeglicher Virtuosität ; Vergessen jeglicher Spektakularität. Und es wäre genau durch diese Erfahrung, die eine Erfahrung der Grenzen ist, durch die Remote Versions an sein Gegenteil hereinreicht : von außen. Agnès Chekroun Remote versions entstand am 27. März 2003 im Bockenheimer Depot, Frankfurt/Main.
Mirth Tanzperformance
Mirth drückt – in strengen choreographischen Strukturen – die Komplexität des Einfachen aus. Mirth übersetzt die Komplexität des Subjektes in eine eindringlich einfache Kunstsprache, eine Konzentration auf das Essentielle. Mirth ist eine Zeremonie auf gruppendynamischem Kraftfeld. Mirth ist Prozess ohne Unterbrechung, kontinuierliche Entwicklung. Mirth ist dichtgefüllte Abstraktion, abstrakte Dramaturgie. Und Mirth ist: den eigenen Weg vorwärtstreiben, weg vom Vergangenen, hin zum Versprechen Zukunft, durch die Freude am gegenwärtigen Augenblick hindurch hin zu: Mirth.
Arco Renz studierte Tanz und Schauspiel in Bremen, Berlin und Paris bis 1995 und anschließend Choreographie und Schauspielkunst in Brüssel bei P.A.R.T.S. Seit 1994 realisiert er in vielen asiatischen Ländern Tanzprojekte, seit 1997 arbeitet er mit Robert Wilson zusammen und seit 2000 mit der Bali Purnati Foundation in Indonesien, wo er ein Kulturprogramm entwickelt. Als Artist in Residence unterrichete er in den USA, Indonesien, in Mozambique, Singapur, Paris.
Black Blanc Beur
«WARTANE»
Irgendwo in Afrika. Double-bass arabo-andalusische Rhythmen. Da treffen sich zwei Freunde, die sich irre lang nicht gesehen haben. Alles ist einfach, schön. Der sich wieder neu verbrüdernde Dialog beginnt, rhythmisch, hip-hop, Palaver, Erinnerungen, Trost und Melancholie. Eines der schönsten Gespräche, die man führen kann – im Tanz als Ausdruck aller Sinne. Bis sich die beiden neu- und wiedergefunden haben, reisst es das Publikum aus den Sitzen.
Christine Coudun (geb. 1961 in Auxerre/Fr.) begann im Alter von 5 Jahren mit klassischem Tanz. Mit 10 Jahren tanzte sie Jazz bei Agnes ODITCHELIZE, mit 11 lernte sie die Technik von Martha Graham und der schwarz-amerikanischen Choreographien wie Aikens und Niks kennen, später den afrikanischen-und schließlich den afro-amerikanischen Tanz. 2 Jahre lang studierte sie Geschichte und Afrikanische Geschichte an der Sorbonne, 2 Jahre lang Bildhauerei in St.Charles. In dieser Zeit kommt sie mit der Hip-Hop-Generation in Berührung und vertieft ihre Erfahrungen während Reisen durch afrikanische Vorstädte.. «Hip-Hop ist eine Bewegung, eine Haltung, aus den amerikanischen Ghettos nach Frankreich importiert in ein Land, in dem Araber, Afrikaner und Latinos friedlich leben können», sagt die Künstlerin. Die compagnie Black Blanc Beur wurde 1984 von Christine Coudun und Jean Djemad gegründet und arbeitet seitdem international und erfolgreich.