Charlotte Vanden Eynde, Belgien
„MAP ME” DUETT Performance-Mitschnitte/Video
Die Künstlerin demonstriert in ihrer Performance auf vielfältige Weise, was man – wie schon in früheren Realisationen – „mit dem Objekt Körper alles machen kann” – bis an die Grenze des Staunens, der Verblüffung, ja, je nach Haltung und Blickwinkel, bis an die Grenze der Abwehr. Der je eigene Körper des Performer-Paares Charlotte Vanden Eynde und Kurt Vandendriessche wird zu einer taktilen Land(schafts)karte, ganz in gegenseitiger Erkundung gebannt, weniger augenfällige Körperorte entdeckend und schließlich die Symbiose beider suchend und findend.
Die 1975 in Belgien geborene Künstlerin, Schauspielerin, Tänzerin/Performerin und Choreografin Charlotte Vanden Eynde studierte klassischen und modernen Tanz, Jazz-Afrikanischen – und Spanischen Tanz, bevor sie am Hoger Institut voor Danse in Lier (Belgien) und später in Brüssel studierte, wo bereits erste Kurzchoreografien entstanden. Sie wurde als Hauptdarstellerin im Film der Dorothee van den Berghe Meisje (2002) bekannt und erhielt dafür den 1. Schauspielpreis von Amiens (Frankreich) – für MAP ME wurde sie 2003 von SACD in Belgien ausgezeichnet.
Christine Gaigg/2nd nature & Bernhard Lang
TRIKE summer Performance-Mitschnitte/Video
Schnitte, Risse, Durchtrennungen in Bewegung und Musik, sekundenkurz, markieren die gemeinsame choreografische- und Kompositionsarbeit von Christine Graigg und Bernhard Lang, beide österreichische Künstler und in Wien lebend – beide studierten auch deutsche Linguistik und Philosophie. Winzige Bewegungseinheiten in Tanz und Musik (Mo(ve)ments – die Künstler nennen dies „movemes“) sind in ständiger Konstruktion begriffen und von daher tatsächlich das Gegenteil einer mechanischen Reproduktion. Bewegung und Musik erscheinen unter mikroskopischen Konditionen, und für Augenblicke blitzen Bedeutungen auf, psychologisch, erzählend, um in tiefere Irritation zu münden. Ein aufregender Einblick in visuelle und akustische Gebärdensprache, an dessen Ende Bonustrack/in Stille das „Bewegungsmaterial“ entfaltet wird, bevor es erste choreografische Manipulationen erfuhr.
Dr. Sabine Huschka
T-A-N-Z Vortrag
Dr. Sabine Huschka (Berlin) ist Tanz- und Kulturwissenschaftlerin, Tanzpädagogin und Kritikerin. Zur Zeit ist sie DFG-Stipendiatin am theaterwissenschaftlichen Institut der FU Berlin mit einer kulturhistorischen Forschung zu „Tanz und Wissen“. Bis 2003 gehörte sie dem Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt Universität zu Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an (Forschung zu William Forsythe und Pina Bausch). Daneben arbeitete sie als Dramaturgin am TAT/Frankfurt/M und für das Ballett Frankfurt/William Forsythe. Eine Ausbildung in Integrativer Tanz-Pädagogik, Erfahrungen in Körperarbeit und Improvisation begleiten ihre Arbeit.
May Zarhy, Israel
„For Now“ Solo
Tanz ist der „Starting point“ der Kommunikation – und der „soziale“ Auftrag des Tänzers ist die Konfrontation mit dem Publikum. Da geht es nicht um Inhalte, ein Konzept ist nicht angesagt, auch nicht der artistische Wert der Arbeit! Es ist schwer, Tänzer mit diesem Arbeitsethos zu finden, die die Wechselbeziehungen im Tanz akzeptieren, immer als veränderbare, übertragbare. Denn der Körper entwirft sich, seine Seele, jeden Tag neu und anders. Jede kleinste Bewegung erfindet eine Atmosphäre, eine immer neue Qualität der Interessen, der Motive und Themen – und so auch an jedem neuen Tanzabend: das wartende Publikum wirft seinen er-wartungsvollen Schatten auf den künftigen schöpferischen Bewegungsprozess des Solotänzers. Ein vorauseilendes Feedback! Ja, das Solo ist am Ende das Resultat der Interaktion zwischen dem Tänzer, jenem Schatten und dem realen Dasein des Publikums. Auf der Bühne bricht eine Zeit an, die im Lebensvollzug stets zurückgedrängt und verletzt worden ist. Keine Zeit für Ich, Du, Sie, Er, nein, für jenes ES, das aus dem Schatten auftaucht, ES, das tief in uns verborgen war.
May Zarhy, geb. 1984 in Tel Aviv, studierte Ballett, Modern dance, Improvisation und Schauspiel, choreographierte und tanzte auf wichtigen europäischen Festivals, realisierte Video-Tanz-Filme und wurde mehrfach dafür ausgezeichnet, zuletzt von der America-Israel Culture Foundation Scholarship für exzellente Choreografie. Die in Rotterdam lebende Künstlerin ist seit diesem Jahr Assistentin des neuen Stücks “Three Atmospheric Studies“ von William Forsythe in seiner Company in Frankfurt/M.
Two fish, Deutschland
„Triplicate – Christiane Müller forscht“ Performance
„Besonders die Menschen unserer Zeit sind bemüht, ganz sie selbst zu werden. Kurse und Therapien versprechen ihnen Hilfe, selbst die Wahl ihres Freundeskreises ist nicht frei von diesem Diktat. Für „Triplicate – Christiane Müller forscht“ haben wir versucht diesen Weg umgekehrt zu gehen. Wir versuchten, andere zu werden, um den letzten Rest an Authentizität in uns zu entdecken. Das Material haben wir aus zwei verschiedenen Quellen geschöpft: Zum einen haben wir unser eigenes Material den jeweiligen Kollegen zur Kopie freigestellt, das andere Material aus unsrer Um- und Vergangenheits-Welt gewonnen: Begegnung mit einer Striptease-Tänzerin, ein musikbegeisterter Exfreund, Autoerotik, Lieblingslieder etc.“
Angela Schubot absolvierte ihre Tanzausbildung in Berlin, arbeitete mit Joseph Tmim , Norbert Kliesch, Cora Frost, Iztok Kovac, Constanza Macras (TANZTENDENZEN 2003) und SELFISH – Javier Alemán Morillo. Noch während ihrer Ausbildung entstanden zwei Choreografien, die bei den Tanztagen Berlin gezeigt wurden. Martin Clausen studierte Kultur- und Theaterwissenschaften in Berlin, ist Lehrer für Alexandertechnik und macht eigene Kurzstücke (z.B. „Zapping to Algeria“ und „Komposthaufengranulat“). Er war in Produktionen von u. a. „Nico and the Navigators“, „Lubricat“ und Lajos Talamonti zu sehen. Javier Alemán Morillo (SELFISH) kommt aus Teneriffa, studierte in Barcelona, Brüssel und Montpellier und arbeitete u. a. mit der Lazzar Dance Company und NEUER TANZ. Eigene Stücke u. a. „3 days time“ (März 2004 im HAU) und „Uno“ (Januar 2005, TANZTAGE BERLIN).
Ae-Sook Jang, Korea
„CROSS“ Tanz-Duo
„Dies ist das Zusammentreffen zwischen Frau und Mann, ein Treffen zwischen Horizont und Vertikale. Dies ist ein Treffen der unvollständigen Hälfte mit der anderen unvollständigen Hälfte. In der koreanischen Sprache werden das Treffen zwischen Mann und Frau, die Zahl 10 und Kreuz alle gleich als „ship“ ausgesprochen. Die Zahlen von 1 bis 9 entwickeln sich dahin, und so entsteht das ganz Neue, Andere. Es ist eine Form der Vervollkommnung.“ Ihre choreografischen und tänzerischen Intentionen und Umsetzungen haben ihre Wurzeln in der asiatischen Weltanschauung. Im Zentrum ihrer Stücke stehen die daheraus sich entfaltenden universalen Elemente als Urgrund menschlicher Existenz und deren Ausdehnung auf das menschliche Schicksal. Die tänzerischen Bewegungen sind, so ihre Managerin Hyung-Jun, mit großen Energien behaftet, aus der eine stark berührende Dynamik entspringt.
Die Choreografin Ae-Sook Jang, geboren in Seoul/Korea, studierte an der Kyunghee Universität in Seoul Tanz. Sie machte ihren Doktor an der Hanyang Universität und studierte Philosophie. Heute ist sie Direktorin des Tanztheaters The Sixth Sense in Seoul. Schon seit den 80er Jahren zog sie die Aufmerksamkeit von Publikum und Tanzszene an angesichts der Intensität ihrer bis heute über 20 Kreationen. Sie erhielt viele internationale Auszeichnungen.
Teresa Ranieri, Italien/BRD
„Libero Arbitrio“ Solo-Performance
Die Tänzerin und Choreografin Teresa Ranieri (geb.1966) stammt aus Bari/Italien. Sie erhielt ihre Ballettausbildung an der „Scuola del Teatro Piccinni di Bari“ (klassisches und neoklassizistisches Repertoire). Seit 1988 ist der Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit in Deutschland mit verschiedenen Engagements als Tänzerin und Choreografin. 1994 kam sie zum „Tanzwerk Nürnberg“, 1998 zum Theater Dortmund, 1999 zum Landestheater Linz, seit Juli 2000 arbeitet sie als freiberufliche Tänzerin, Choreografin und Pädagogin für Ballett und zeitgenössischen Tanz. Seit 2001 ist sie als diplomierte Lehrerin des „Gyrotonic Expansion System / Gyrokinesis“ und Dozentin sowie Gastchoreografin mit vielen erfolgreichen Projekten vornehmlich in der BRD und im westlichen und nördlichen Europa tätig. 2003 wurde sie ausgewählt, mit Carolyn Carson in Zürich zu arbeiten. 2003 konzipierte sie das Tanzsolo „Libero arbitrio“, das in Essen (Folkwang Hochschule und Zeche Zollverein) mit großem Erfolg aufgeführt wurde. 2004 gewann sie den choreografischen Wettbewerb „Solo Tanzfestival“ in Stuttgart mit den Solo „Libero arbitrio“.
Sandra Schöll, Schweiz
„Reflecting Female Bodies“ 2 Frauen, 1 Stuhl, 1 Mikrofon, Deutschlandpremiere
Ausgerüstet mit einem Stuhl und einem Mikrofon reflektieren Sandra Schöll und Christina Sutter medial vermittelte Frauenbilder: Sie setzen diesen die subjektive Empfindungsfähigkeit ihrer eigenen Körper entgegen. Der öffentliche und der persönliche Blick auf den Körper vermischen sich, führen die Tänzerinnen in emotionale Zwischenbereiche, in sinnlich irritierende Momente, gegenseitiges Kräftemessen. Im Ringen um Ausdruck entwickeln sie eine Bewegungssprache zwischen Sinnfälligkeit und Abstraktion. Dabei ziehen sie die Zuschauer in ihr Spiel mit Direktheit und der Zweideutigkeit eindeutiger Bilder hinein. Geräuschcollage, Lichtgestaltung und die Rauminstallation irritieren und stützen diese an Assoziationen reiche Inszenierung. Am 20. Oktober findet die Uraufführung des Stücks am Roxy Theater in Basel statt. Dort wird eine “Carte Blache” verliehen, die es der Künstlerin ermöglicht, mit ihrem Tanzstück international bestehen zu können.
Sandra Schöll, 1973 in Esslingen a. N./ D geboren, lebt seit 2002 in Basel. Ihre Tanzausbildung in zeitgenössischem Tanz erhielt sie bei bewegungsart Freiburg/ D. Weiterbildungskurse in New York (Janet Paneta, Ernesta Corvino) und Amsterdam (School for New Dance Development). Seit 2003 arbeitet sie als freischaffende Tänzerin, Choreografin und Tanzpädagogin in der Schweiz und im Ausland. Bis heute entwickelte sie 4 erfolgreiche Choreografien. 2005 Gründung von corporeal prod. in Basel.
Tereza Ondrovà, Tschechien
„Silent Talk“ Duo
Tereza Ondrovà und Veronika Knytlová modellieren ein modernes Tanzstück aus dem Material der Computertechnologie, elekronischer Musik, Lichtdesingn und Videoprojektionen. Die Performance zeichnet den tiefen Abgrund zwischen zwei Menschen, die ganz nah nebeneinander atmen und leben und doch gegeneinander verschlossen bleiben. Raum und Zeit bleiben in solchem Milieu relativ – wohnt nicht eine absurde Harmonie im gemeinsamen Lebensvollzug? Körper und Seele in Einheit mit der Kunst sind Ausdrucksträger des Gefühls in dieser Performance.
Tereza Ondrovà, geb.1981 studierte am Tanzzentrum Prag von 1992-97 und seit 2000 studiert sie an der Akademie für Schauspielkunst in Prag. Zwei eigene choregrafische Projekte erarbeitete sie seit 2002 und brachte sie zusammen mit VERONIKA KNYTLOVÁ zur Aufführung: „Though the Bottle Neck“ und „Circle II“ (als 3.Tänzerin hier Helena Arenbergerová). Sie arbeitete u.a. mit dem bekannten tschechischen Choreografen Jan Kodet zusammen.
Veronika Knytlová wurde 1981 geboren. 1988-96 studierte auch sie im Tanzzentrum Prag und arbeitete später an verschiedenen Projekten seit 1998 mit Jan Kodet zusammen. Im Jahr 2002 erhielt sie den zweiten Tanz- und Publikumspreis in Bornem.
Heike Hennig
„Estha“ Quartett
Nach Foucault dringen Macht-Verhältnisse in die Tiefen des Körpers. Sie erregen den Körper und erzeugen die Seele. Macht ist nicht nur repressiv, sondern auch und vor allem produziert sie Wirkliches: wirklichen Schweiß, wirklichen Witz, wirkliches, absurdes Tanztheater. Die Codes, die die Macht in uns zeichnet, bewegen sich in vier Stahlquadern, Dressurprozeduren, überwachten Überwachern, Geständniszwängen, Sinnesfreuden, Umarmungen. In „Estha“ entsteht ein dynamisches Netz von Kräfteverhältnissen, welche im Bett, im Sarg, in Schränken und an Arbeitstischen leidenschaftlich geprüft, getanzt und bewegt werden. Am Ende stehen vier Männer vor dem Publikum – dressiert, quantifiziert, zensiert, differenziert, normalisiert, hierarchisiert, diszipliniert,“ homogeniultrasensiblitiert“. Heike Hennig absolvierte ihre Ausbildung und BMC am Moving on Center in San Francisco. Sie realisierte mehrere eigene Choreografien, erhielt Lehraufträge u. a. an der Palucca-Schule in Leipzig und an der Universität und Grafikhochschule in Leipzig. Gastspiele gab sie u. a. in Rom, Bozen, Athen, Nanjing.
Pàl Frenàk Frankreich/Ungarn
„Manono“ Solo
Unser ganzes Wesen scheint wie bedruckt zu sein mit unseren Erinnerungen, Erinnerungen des Austausches zwischen den Urstoffen, Körpern, elementaren Wahrnehmungen. Unsere Haut als Wahrnehmungsgedächtnis absorbiert die Signale der Welt um uns herum, während wir selber unsere eigenen Prägungen und Signale in sie entlassen, loslassen, ausstreuen über die Gegenden unserer Existenz. Inspiriert von seinen Butoh-Studien in Japan entstand Pàl Frenàk1s Solo „Manono“. Im Stillen, wie eine versteinerte Figur beginnend, entwickelt Pàl Frenàk leicht und intrigant ein Wechselspiel von Körpersprache und Taubstummengestik. Beeinflusst von Architektur und dem Spiel der monochromen Farbe Blau in Anlehnung an Werke von Yves Klein und Sam Francis wird das Blau zur zweiten Haut des Tänzers, kosmisch, kreisend, mondhaft.
Pàl Frenàk wurde in Ungarn als Sohn taubstummer Eltern geboren und begann schon in jungen Jahren intensiv Körpersprache und Gesten zu beobachten. Er erhielt seine klassische Tanzausbildung in Budapest an der Endre Jessinski Academy und später Modernen Tanz bei Merce Cunningham in Frankreich. Sein Debüt als Choreograph in Frankreich gab er 1994 mit „Les Palets“ und beeindruckte durch die Kraft seiner Gesten, Bewegung und Suggestion. In seine Arbeit fliessen neben zeitgenössischen Medien auch Einflüsse von Schriftstellern und Philosophen wie Gilles Deleuze, der Neorealismus von Pasolini, die Aufrichtigkeit von Lars von Triers Dogma und die organisch- gestische Malerei von Francis Bacon. 1998 erhielt er ein Stipendium für die Villa Kujoyama in Kyoto, Japan, wo er zum erstenmal mit Butoh in Berührung kam. Er ist ein unorthodoxer Choreograph mit ungebundener Energie, die nicht selten unmittelbar und mit der Präzision eines Menschen, der weiß, wovon er träumt, das Publikum ins Innerste trifft.